Donnerstag, 10. Mai 2012

Geständnisse [Tetsuya Nakashima | JP 2010]


Da war es wieder: Rache, das allseits beliebte Motiv fernöstlicher Filmemacher. Der Europäer meint, es reicht langsam und dennoch legt Nakashima einen drauf zelebriert mit Geständnisse die nächste Vergeltungsgeschichte, fokussiert sich aber diesmal weniger auf eine blutige Abrechnung als vielmehr auf die psychische Zerfleischung bereits angeknackster Teenager. Nochmal gut gegangen. Nach einer holprigen Exposition, die sich dem Zuschauer naiv anbiedert, erreicht der Film im weiteren Verlauf eine spürbare Tiefe und zieht sein Publikum zugleich in einen unheimlichen Sog abartiger Zustände, denn obgleich man durch das ständig wechselnde Mitleid zeitweise im Bad der Gefühle zu ertrinken droht, bleibt letztlich doch nur die Erkenntnis, dass jeder der agierenden Figuren eine einzige Bestie ist, die sich nur danach sehnt, die bereits stockfinstere Welt noch etwas dunkler zu machen. Zwar erarbeitet Nakashima für jeden Einzelnen ein Motiv, eine bewegende Hintergrundgeschichte, die erklären soll, warum die Person ist, wie sie ist, doch reicht es einfach nicht eine solch krankhafte Ader, wie wir sie hier vorfinden, nachvollziehbar zu ergründen. So scheitert Geständnisse durch seine Realitätsferne einen echten Bezug zum Zuschauer herzustellen, der das Dargestellte mit all seiner Mehrdeutigkeit und Kritik nicht nur konsumieren, sondern auch verarbeiten sollte. Dennoch bietet Nakashimas (Über-)Inszenierung trotz visueller Überladenheit und hin und wieder leichtem Hang zu Pathos, ein kurzweiliges, ungewöhnliches und unheimlich mitreißendes Erlebnis. Geständnisse ist trotz seiner Schwächen einer der interessantesten und aufwühlendsten Filme der letzten Jahre.

5,5/10

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