Freitag, 26. Oktober 2012

We Need to Talk About Kevin [Lynne Ramsay | USA 2011]


Der Amoklauf eines Jugendlichen an einer Schule ist durchaus eines der schwierigsten vorstellbaren Themen, das man im Film verarbeiten könnte. Es müssen Gründe gesucht werden, angefangen beim familiären Umfeld über mögliche Freunde, bis hin zur Beziehung zu den Lehrern, ja sogar die Medien könnten eine entscheidende Rolle gespielt haben. Damit einhergehend ist natürlich die Frage der Schuld. Regisseurin Lynne Ramsay macht es sich in ihrem neustem Film We Need to Talk About Kevin zur Aufgabe jenes sensible Thema zu bewältigen und scheitert in so gut wie allen Belangen. Man darf sich dabei nicht von der Tatsache täuschen lassen, dass es sich hierbei um eine unschuldige Indie-Produktion mit sympathischen Soundtrack handelt, denn Subtilität bedeutet das noch lange nicht. Um genau zu sein, ist der Film so oberflächlich wie die Kirsche auf der Sahnetorte. Zwar deutet Ramsay den Kern des Problems, die Familie, an, scheint aber vielmehr daran interessiert zu sein, Kevin lediglich als Enfant terrible, als das typische Psychokind oder einfach nur als das größte Arschloch der Menschheit darzustellen, das die größte Freude daran empfindet, seine Mitmenschen leiden zu sehen. Selten bekommt man durch die Mutter einen längst standardisierten Grund geliefert, warum Kevin (scheinbar von Geburt an) so ist, wie er ist, was aber hinsichtlich seiner völlig krankhaften Natur nicht gerade wirkt, als wolle man wirklich ernsthaft nach Gründen suchen. Durch jene unzulängliche Auseinandersetzung und dem Herunterrasseln eines von den herrschenden Medien vorgegebenen Konzepts geschieht im Kopf des Zuschauers das, was man sich bei einer solchen Thematik fast am wenigsten wünscht - nichts. Jede Figur behält die bei der Masse etablierten oder von der Boulevardpresse vorgegebenen Rolle: Die größte Antipathie bleibt beim Täter, die Eltern schwanken zwischen Mitleid und der nicht von der Hand zu weisenden Mitschuld und die Opfer bleiben ohnehin die Opfer. Immerhin weiß aber We Need to Talk About Kevin atmosphärisch und handwerklich zu überzeugen. Tilda Swinton spielt wie gewohnt großartig und eine absolut gelungene Inszenierung fängt vor allem die Wucht der kleinen als auch großen dramatischen Ereignisse gekonnt ein, aber das kriegt RTL ja auch ganz gut hin.


4/10

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