Freitag, 30. November 2012

Film der Woche: Dänische Delikatessen [Anders Thomas Jensen | DK 2003]


Ein Film, in dem die Figuren zu deutsch Schweiß-Svend, Häuser-Hans und Wurst-Holger genannt werden, kann man eigentlich nur lieb haben. Ganz den modernen, augenzwinkernden dänischen Produktionen wie Adams Äpfel oder In China essen sie Hunde zugeordnet, ist Anders Thomas Jensens zweiter von drei Langfilmen eine durchaus gelungene Mischung aus schwarzer Komödie und eher konventionellem Familiendrama. Die Story dreht sich dabei um das ungleiche Duo Bjarne (ständig rauchend und bein ... ääh brandgefährlich: Nikolaj Lie Kaas) und Svend (diskutierfreudig, jähzornig, selbstgerecht: Mads Mikkelsen), zwei im Kindesalter verletzte Menschen endlich auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Von ihrem Chef drangsaliert und gedemütigt, beschließen die beiden, der eine Tier-, der andere Menschenhasser, sich von den Fesseln ihrer Kindheit langsam zu lösen und eröffnen aus einer Art pubertären Widerstand ihre eigene Metzgerei. Logisch, dass da nicht alles nach Plan läuft ... glücklicherweise. Trotz dass der makabere Storyverlauf rund um die Metzgerei heute nichts wirklich Neues oder Empörendes mehr darstellt, ist immerhin der typisch groteske Humor so erfrischend wie gewohnt, so lange man ab der zweiten Hälfte herzhaft mit und nicht über Bjarnes plötzlich auftauchenden behinderten Zwillingsbruder Eigil lacht. Ab diesem Punkt entfaltet Dänische Delikatessen seine ehrliche Tragik und seinen menschlichen Grundcharakter, insofern man die Einlagen des geistig Beschränkten nicht als reinen Klamauk interpretiert, was außerdem schwierig werden dürfte, da Mikkelsen und Kaas absolut souverän ihren Mann stehen und keine einzige Miene verziehen. Eine schöne Schlusspointe, die die erworbene Eigenständigkeit und Verantwortung seiner Protagonisten untermauert und somit den finalen Schritt zum Erwachsensein darstellt, setzt einem gelungenen Film die Krone auf. Und dennoch blieb die wichtigste aller Fragen offen: Welcher Wasserball war denn nun der größere?

6,5/10

2 Kommentare:

  1. Wie fandest du "Adams Äpfel" im Vergleich?

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    1. Schwierig, schwierig. Das Problem liegt darin, dass ich bei "Adams Äpfel" noch ziemlich grün hinter den Ohren war. Momentan ists vom Gefühl her "Dänische Delikatessen", aber kann sehr gut sein, dass sich das nach erneuter Sichtung von "Adams Äpfel" ändert, zumal der sich wichtigere Thematiken vorknüpft.

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