Freitag, 9. November 2012

The Virgin Suicides [Sofia Coppola | USA 1999]


Man könnte Sofia Coppolas Erstlingswerk ihr persönlichstes Werk nennen, ein Film, der sich mehr als deutlich einer unterdrückten Generation junger Frauen widmet und ihr demnach als eine der wenigen Regisseurinnen unter vielen Männern besonders am Herz gelegen haben muss. Passend dazu ordnet sie die Geschichte zeitlich in den 1970ern ein, den Anfangsjahren der sexuellen Revolution als sich immer mehr Familien von den Fesseln alteingesessener Moralitäten befreiten und ihren Alltag in allen Belangen freizügiger gestalteten. Coppola aber fixiert sich auf eine Familie, die von Vater und Mutter traditionell geführt wird und deren fünf schöne Töchter allesamt von jenen konservativen Normen determiniert werden. So gesehen ist The Virgin Suicides ein Gegenstück zu Ang Lees zwei Jahre eher erschienenen Meisterwerk Der Eissturm, der sich vielmehr mit der Kehrseite der Medaille befasst. Jene anfangs fünf, alsbald aber nur noch vier Mädchen sehnen sich danach, ihren Gefühlen einen Sinn zu geben, sie auszukosten, sie zu leben, so wie es die Nachbarsjungen tun, weil sie es dürfen. Mit der wirklich hinreißenden Kirsten Dunst oftmals im Mittelpunkt des Geschehens, fängt die junge Regisseurin gekonnt die dadurch entstehenden sexuellen Anspannungen mittels schüchternen Lächeln, anziehenden Blicken und herausfordernden Augenkontakt zwischen männlichen und weiblichen Geschlecht ein, zeigt wie die pubertären Gefühle versuchen herauszuplatzen, aber durch aufgezwungene Sitten meist nur implodieren und letztlich in Depressionen münden. Die Message scheint klar: Mehr Freiraum für junge Mädchen. Lasst die Jugend sich doch ein wenig amüsieren, sonst könnten sie Selbstmord begehen. Ja, ganz richtig. Zwar ist es sicherlich nicht falsch, altmodische Prinzipien zumindest infrage zu stellen, solang man dabei nuanciert zu Werke geht. Coppola weiß sich aber leider nur damit zu helfen, ihre fünf schönen Damen ohne einer tiefer gehenden Auseinandersetzung, plump und ohne jeden Anflug von Emotionalität Selbstmord begehen zu lassen und sucht ihr Heil in überspitzter Hetze somit vergebens, was schon allein der Titel unterstreicht. Irgendwie taktlos, Fräulein.

5/10

4 Kommentare:

  1. Der Titel ist doch "The Virgin Suicides". Wie kommst du darauf, dass Coppola es schlimm findet, minderjährig und Jungfrau zu sein?

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  2. Ja, mit dem letzten Satz hatte ich auch ein wenig gehadert und gehofft, dass das aus dem Text hervorgeht. Dazu stell ich einfach mal ne Gegenfrage: Warum muss Coppola explizit im Titel darauf hinweisen, dass das Mädchen bzw. die Mädchen Jungrau(en) war(en)? Sie kritisiert veraltete Erziehungsstrukturen. Dabei interessiert sie sich aber nicht beispielsweise für die Freiheit, selbst zu entscheiden, mehr Verantwortung zu tragen, generell Spaß haben zu dürfen oder später nach Hause zu kommen: Schon aus dem Titel geht hervor, dass es ihr nur ums Vögeln geht. Eine mutige Unterstellung, ich weiß. Aber genauso überdeutlich und simpel, wie sie ihre Kritik ausdrückt (Selbstmorde), geht sie auch mit ihrem Appell um. Mädchen sollen mit Jungs Erwachsenensachen machen dürfen. Aus dem Titel geht schließlich auch schon eine gewisse Kritik ihrerseits hervor. Jungfrau --> Selbstmord --> Selbstmord, weil Jungfrau?! Daran denke ich zumindest als erstes beim Titel. Das ist mir zu einfach, aber genau das geht aus dem Film hervor. Es geht nur um Jungs und Mädchen. Mit der Thematik hätte man viel weitsichtiger umgehen können.

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    1. Sehe ich anders: Sie räumt der Sexualität genau jenen Stellenwert ein, den sie verdient, denn sie ist ein wichtiger Bestandteil dessen, was wir "Erwachsen werden" nennen. Darüber hinaus würde ich den Titel nicht so dogmatisch lesen - "Virgin" steht doch im Grunde synonym für das Verpassen der eigenen, nie wirklich ausgelebten Freiheit auf allen Ebenen (soziale Kontakte knüpfen, die Welt erforschen und selbstverständlich auch Sex). Du nimmst das glaube ich viel zu wörtlich. ;) PS: Der Film basiert auf dem Buch "Middlesex" (glaube ich ^^), von da aus könnte man sicherlich sehr plausibel argumentieren, leider haben wir das wohl beide nicht gelesen.

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    2. Ich werde darüber nachdenken, sobald ich Zeit hab. ;)

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