Sonntag, 9. Dezember 2012

Wolfsburg [Christian Petzold | DE 2003]


Guten Tag, mein Name ist Philipp Gerber. Ich habe gestern Nachmittag auf der L322 zwischen Wolfsburg und Nordsteimke ein Kind überfahren. Ich habe Fahrerflucht begangen. Ich hätte anhalten müssen, nach dem Jungen sehen, einen Krankenwagen rufen oder ihn vielleicht sogar direkt ins Krankenhaus fahren müssen. Das hab ich aber nicht getan. Ich weiß nicht warum. Ich weiß nicht warum ... vielleicht habe ich gerade in dem Moment an meine Freundin gedacht, die gerade in dem Moment zu Hause ihre Sachen packt, um mich zu verlassen ... ich weiß es so richtig gar nicht. Ich hoffe, dass es dem Jungen okay geht. Ich hoffe, dass es dem Jungen gut geht. Ich hoffe, dass der Junge wieder gesund wird. Guten Tag mein Name ist Philipp Gerber...“
Täglich begegnen sie einem, täglich stimmen sie einen für wenige Sekunden traurig - Ein Symbol der Trauer und auch ein Appell an die Verkehrssünder, an die Vernunft: Mit Blumenkränzen liebevoll eingedeckte Kreuze am Straßenrand. Christian Petzold erzählt in seinem höchst eindringlichen Film Wolfsburg die Geschichte dahinter und fixiert sich ausschließlich auf die zwei tragischsten, beide von Trauer und Schuld zerfressenen Überlebenden. Während Nina Hoss als trauernde Mutter, trotz dass sie anscheinend auch keine Bilderbuchmutti war, die bemitleidenswerte Opferrolle zukommt, interessiert hier vielmehr die anregende Darstellung des von Benno Fürmann verkörperten Täters. Auch wenn Philipp ein Kind überführ und es dann auch noch liegen ließ, ist er ein Mensch und jeder Mensch macht Fehler. Sein von allerlei Gefühlen beeinflusstes Verhalten ist nicht immer rational erklärbar und die Person als Gut oder Böse abzustempeln, wäre beileibe zu einfach. Anfangs völlig verwirrt und später geplagt von Schuld sucht er die Nähe zur leidtragenden Mutter, versucht, so viel er nur kann, wiedergutzumachen, doch nichts, nicht einmal Liebe, kann ihn von dieser Last befreien. Indem Petzold den derzeitigen Lebenszustand beider Menschen tiefgehend beobachtet und besonders mithilfe seiner detaillierten Ausleuchtung ihrer Innenleben durch feine Gesten und Blicke letztlich auch den Täter Philipp überzeugend zu einer tragischen Figur formt, ihn zu einem ebenso großen Opfer des Schicksals bzw. des unglücklichen Zufalls macht, gelingt ihm ein humanes Meisterstück, das die Ausweglosigkeit eines unerklärlichen Vorfalls sowie das Fressen-und-gefressen-werden in einer seltsam harten Welt anregend schildert - unbedingt sehenswert.

7/10

1 Kommentar:

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