Dienstag, 30. Oktober 2012

Mulholland Drive [David Lynch | USA 2001]


Ein Tanzwettbewerb wird zur Eintrittskarte nach Hollywood und schon fängt das große Träumen an. Der Traum, ein Star zu werden, der Traum von einer Villa mit Swimming Pool und zwei süßen Chiwawas, der Traum von Tennis vormittags und Golf am Nachmittag, der Traum in allen Zeitungen zu stehen, der Traum ein Idol für andere zu sein - Nichts von alldem wird wahr werden. Nein, Hollywood wird zum Albtraum. David Lynchs zuerst verschleierte, letztlich jedoch kaum offensichtlichere Abrechnung mit der Traumfabrik kann bzw. muss man als ein cleveres zweiteiliges Konstrukt sehen, ein Spiel mit dem Publikum, mit der Hoffnung und mit der Zeit, das den Zuschauer für lange Zeit im Dunkeln tappen lässt und schließlich den emotionalen Sturzflug der letzten halben Stunde umso deprimierender macht. Naomi Watts ist eine Wucht. Die Flucht in aussichtsreiche Tagträume, in denen alle Mitmenschen nett und zuvorkommend sind, die Schuldigen die letzten Deppen darstellen und Karriere und Liebe Hand in Hand einer gesegneten Zukunft entgegentreten, wird zur Farce, sobald sie von der knallharten Realität wieder eingeholt werden, wenn eine Seele am schwärmerischen Mythos Hollywoods jämmerlich zugrunde geht. David Lynch tarnt die träumerische erste Hälfte, den Hauptteil des Films, mittels eher unerheblichen Story-Elementen und rätselhaften Details, die der eigenen Interpretation obliegen, als einfachen Mystery-Thriller, um letztendlich das halbe Drehbuch über Bord zu werfen und dem Film eine schockierende wie substantielle Note zu verleihen. Doch damit nicht genug: In einem letzten selbstzerstörerischen Akt der Wut, der Enttäuschung und der Eifersucht werden daraufhin Figuren, Namen und Leben ausradiert, sodass am Ende absolut nichts mehr übrig bleibt - außer ein geplatzter Traum. 

8,5/10

4 Kommentare:

  1. Sehr guter Film und sehr gute Kritik, soviel ist klar. Wie oft hast du ihn dir bisher angesehen, wenn ich fragen darf? Hat ja meiner Meinung nach nicht unerheblichen Anteil daran, wie man den Film bewertet.

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    1. Danke. Überrascht mich sehr, falls das wirklich ernst gemeint ist, weil ich mich hier absolut schwer getan hab mit einem Kommentar und ich auch vom Endergebnis nicht so recht überzeugt bin. Bei "Mulholland Drive" neige ich immer stark dazu, den Film gleich komplett interpretieren zu wollen. Andererseits will ich auch nicht spoilern, aber dann bleibt auch nicht viel übrig ... | Puuh, dürfte jetzt mindestens das fünfte Mal gewesen sein. Beim ersten Mal konnte ich mit dem Film überhaupt nichts anfangen, weil ich mich da als Grünschnabel noch schwer tat, den Film zu verstehen (Ich möchte ja immer alles verstehen. Wenn ich einen Film nicht verstehe, find ich ihn fast immer scheiße, egal ob er gut inszeniert wurde oder nicht...). Bis zum dritten oder vierten Mal ist er dann stetig bist zur 9 gestiegen und nun hab ich ihn um einen halben Punkt abgewertet, nicht weil ich ihn schlechter fand, sondern wegen des nun etwas strengeren Bewertungsmaßstabs.

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  2. Endlich 'nen Kommentar, der die Essenz dessen erfasst, was eigentlich gar nicht so kompliziert ist.

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    1. Das Lob nehm ich doch gerne mit. Ich muss auch immer ein wenig schmunzeln, wenn manche schreiben, wie komplex der Film doch ist und was für ein Mindfuck und was weiß ich. Dabei hat er ganz andere Stärken.

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